Johann Saathoff spricht vor Männergruppenleitern über Gerechtigkeit in der Politik

„Was immer du tust, tue es gut und bedenke das Ende“ Leer.sha. Im Gemeindehaus der Leeraner Christusgemeinde hat Johann Saathoff auf dem Frühjahrstreffen der Sprengel-Männer-AG einen tiefen Einblick in seine Arbeit als Mitglied des Bundestages gegeben.

Gespannt verfolgten die rund hundert Zuhörenden seinen informativen wie persönlichen Vortrag. Er bezog sich auf das Jahresthema der Evangelischen Männerarbeit „Gott liebt Gerechtigkeit (Ps. 33,5) – wofür es sich zu kämpfen lohnt.“

Der rote Faden in seinen Ausführungen war die Frage, wie sich Gerechtigkeit als hoher moralischer Anspruch im Tagesgeschäft der Politik umsetzen lässt. „Ganz ehrlich, ich stoße oft an Grenzen. Aber wer meint, er habe ein Patentrezept für die gerechte Gesellschaft, ist entweder naiv oder ein Ideologe.“ Er halte sich an das Motto, das auf einer Tafel an der Manningaburg in Pewsum steht: „Was immer du tust, das tue gut. Und bedenke das Ende!“

Saathoff buchstabierte dieses Motto an den vielen Themen entlang, die ihm als Mitglied in den Bundestagsausschüssen für Landwirtschaft sowie Wirtschaft und Energie begegnen.

Gerechtigkeit für die Landwirtschaft bedeute zum Beispiel, sich für die Entwicklung des ländlichen Raumes einzusetzen. Es gebe viele Interessenvertreter für urbane, also städtische Räume, obwohl 65% der Bevölkerung in Deutschland auf dem Land lebe. „Und in Ostfriesland sind es noch mehr.“ Er verstehe sich deshalb als Lobbyist für lebenswerte ländliche Räume. Dazu gehöre die Verbesserung der Infrastruktur wie Verkehrswege und Internet. Die Stärkung der Wertschöpfung in der Region sei ein wichtiges Ziel. „Warum produzieren wir in Ostfriesland Milch und Fleisch, die Veredelung findet aber woanders statt?“ Gefragt seien Ideen für ostfriesische Milch- und Fleischprodukte.

In der Diskussion zu diesem Thema ging es sogleich um die Frage, wie sich bäuerliche und mittelständische Produktion gegen industrielle Vermarktung durchsetzen könne. Es gebe immer mehr regionale Anbieter, sagte Saathoff. „Wir als Verbraucher müssen uns fragen, ob uns kurze Vertriebswege und regionale Produkte auch was wert sind.“ Nur billig käme uns auf Dauer teuer zu stehen.

Um langfristige, globale Auswirkungen und was der Gerechtigkeit diene, ging es auch bei allen anderen Beispielen der politischen Tätigkeit Saathoffs, wie Fangquoten in der Fischerei  -„Was bedeuten europäische Abkommen für die Fischer in Mauretanien?“-, Energie- und Umweltpolitik  -„Der Ausstieg aus der fossilen Energiewirtschaft hat etwas mit Generationengerechtigkeit zu tun. Wir leben bisher auf Kosten unserer Kinder und Enkel.“

Fazit von Johann Saathoff: „Gerechtigkeit kostet Geld.“ Der Weg zu mehr Gerechtigkeit komme an einer gerechten Vermögensverteilung und größerer Steuergerechtigkeit nicht vorbei.

Der Landespastor für Männerarbeit aus Hannover, Henning Busse, und der Sprecher des Leitungsteams im Sprengel Ostfriesland-Ems, Folkert Seeba, danken Saathoff unter langanhaltendem Applaus für seine Ausführungen.

Der Männerkreis der Christusgemeinde hatte gemeinsam mit Jugendlichen und der Sozialarbeiterin Anne Janssen für die Verköstigung der Anwesenden und den Rahmen der Veranstaltung gesorgt.