Klimaschutz und Beschäftigung: Mit mehr Windenergie geht es

Emden - Mehr Klimaschutz wird unterm Strich nicht zu einem Abbau von Beschäftigung führen - wenn die Maßnahmen konsequent umgesetzt werden und die Windenergie massiv ausgebaut wird. Das war das Fazit der Diskussionsveranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung unter dem Titel "Mehr Klimaschutz und Beschäftigung - wie geht das eigentlich zusammen?" im Emder Kulturbunker. Referenten und Gesprächspartner waren der SPD-Bundestagsabgeordnete Johann Saathoff (Pewsum), IG-Metall-Geschäftsführer Michael Hehemann (Emden) und Markus Hoch von der Prognos AG (München).

Die Prognos AG hat jetzt eine Studie vorgestellt, die den Zusammenhang zwischen Klimaschutzmaßnahmen und Beschäftigung bis zum Jahr 2050 untersucht. „Es geht beschäftigungsneutral“, sagte Hoch in seinem Vortrag. Einige Voraussetzungen dafür: Die Windenergie wird massiv ausgebaut, Gebäude werden konsequent saniert, bis 2050 sind mehr als 30 Millionen Elektroautos auf der Straße, Landwirtschaft und Wärmeversorgung werden deutlich umweltschonender. Profitieren werden davon vor allem die Stromwirtschaft.

Saathoff beschäftigte sich – auch wegen der aktuellen Ereignisse rund um das Auricher Unternehmen Enercon – vor allem mit der Zukunft der Windenergie. Klare Ansage: Wenn in den nächsten Jahren massiv Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke abgeschaltet werden und zudem zahlreiche Autos mit Batteriebetrieb auf die Straße kommen, müsse deutlich mehr Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden. „Das geht nur mit der Windenergie. Spätestens 2024/2025 brauchen wir viel mehr Windstrom „, so Saathoff. Die jetzigen Vorstellungen von CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier führten dazu, dass 40 Prozent der möglichen Flächen für Windräder wegfallen. „Dann ist das nicht zu schaffen. Wir wollen das ändern und haben noch jede Menge Arbeit am Kohleausstiegsgesetz, in dem das alles geregelt wird“, so Saathoff.

Hehemann machte deutlich, dass die Gewerkschaften beim Umbau der Wirtschaft zu mehr Klimaschutz mehr tarifgebundene Arbeit durchsetzen wollen. Er geht auch davon aus, „dass der gesamte Prozess nicht allein marktwirtschaftlich getragen werden kann“.

In der lebhaften Diskussion mit den rund 70 Zuhörerinnen und Zuhörern ging es unter anderem darum, ob Wasserstoff schon jetzt eine Alternative zur Batterie sein kann. Das verneinte Saathoff: „Mit einer Batterie verbraucht ein Auto 20 Kilowattstunden auf 100 Kilometer, mit Wasserstoff 60. Wir brauchen dafür also dreimal so viel Ökostrom. Wasserstoff hat aber Zukunft vor allem für den Schwerlast- und Flugverkehr.“